- Spielsucht erkennen – der Betroffene
- Phasenmodell der Glücksspielsucht
- Schweregrad der Spielsucht erkennen
- Häufige Fragen (FAQ)
- Woran erkenne ich problematisches Glücksspiel?
- Ab wann gilt Glücksspiel als Störung nach DSM-5/DSM-5-TR?
- Was bedeutet „Chasing" bei Glücksspielsucht?
- Welche Phasen der Glücksspielsucht werden häufig beschrieben?
- Welche Selbsttests gibt es und ersetzen sie eine Diagnose?
- Welche Screening-Instrumente nutzen Fachstellen?
- Was soll ich tun, wenn ich eine Glücksspielsucht vermute?
Der Übergang von zunächst unauffälligem Spielverhalten zu problematischem oder pathologischem Spielen ist oft fließend – und wird von Betroffenen wie Umfeld lange nicht erkannt. Weil äußere Anzeichen zu Beginn fehlen, ist es schwierig einzuschätzen, wann aus „Spaß am Spiel“ ein gesundheitlich relevantes Problem wird. Es gibt jedoch typische Warnsignale, die auf eine entgleitende Kontrolle und zunehmende Belastungen hinweisen.
Spielsucht erkennen – der Betroffene
- zieht sich zurück, sagt Termine häufig ab, vernachlässigt Familie, Freundschaften oder Arbeit
- leiht sich häufig Geld im Familien- oder Freundeskreis; ungeklärte Geldengpässe
- deutliche Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Schlaf- oder Konzentrationsprobleme
- verschleiert oder bagatellisiert das Ausmaß des Spielens, lügt über Einsätze/Verluste
- wirkt, als würde etwas verheimlicht; Ausreden, wenn es um Finanzen oder Freizeit geht
Typische Symptome für mögliches Suchtverhalten
Für Betroffene können unter anderem folgende Anzeichen auf ein behandlungsbedürftiges Problem hindeuten (orientiert an DSM-5/DSM-5-TR und ICD-11, Code 6C50):
- Starkes Verlangen („Craving“), regelmäßig spielen zu müssen
- Kontrollverlust: geplantes Stoppen oder Reduzieren gelingt nicht
- Toleranz: die gewünschte Erregung wird erst durch immer höhere Einsätze erreicht
- Unruhe/Reizbarkeit, wenn das Spielen eingeschränkt oder beendet wird
- Fortsetzen trotz negativer Folgen (z. B. Schulden, Konflikte, Leistungsabfall)
- Gedankenkreisen um Glücksspiel (Planen, Revue passieren lassen, Verluste „nachjagen“)
- Gefährdung/Verlust wichtiger Beziehungen, Chancen oder Arbeits-/Ausbildungsziele
- Verheimlichen des Ausmaßes (Täuschung gegenüber Angehörigen/Behandelnden)
- Rückgriff auf Geld anderer (Leihen/Schulden), um zu spielen oder Verluste auszugleichen
Phasenmodell der Glücksspielsucht
Klassische Verlaufsbeschreibungen – zum Beispiel Einstiegs-, Verlust- und Suchtphase – können helfen, Dynamiken zu verstehen. Sie ersetzen jedoch keine Diagnose. Verläufe sind nicht streng linear; Rückfälle oder Phasenwechsel sind möglich.
Einstiegs- bzw. Anfangsphase
Glücksspiel wird als Freizeitaktivität erlebt; erste Gewinne stärken Zuversicht und Erwartung. Kontakte zur „Spielszene“ nehmen zu, Spielzeiten werden länger.
Verlust- bzw. Krisenphase
Einsätze und Spielhäufigkeit steigen. Verluste werden nachgejagt („Chasing“). Es kommt zu Konflikten, Leistungsabfall und zunehmender finanzieller Belastung.
Abhängigkeit/Suchtstadium
Kontrollverlust, Vorrang des Spielens vor anderen Lebensbereichen, Fortsetzen trotz Schaden. Entzugssymptome wie Unruhe, Gereiztheit oder Schlafstörungen können auftreten. In Einzelfällen werden zur Geldbeschaffung grenzüberschreitende oder illegale Handlungen versucht – das ist kein DSM-5-Kriterium mehr, kann aber als Folge vorkommen. Abstinenzversuche scheitern häufig ohne Unterstützung.
Schweregrad der Spielsucht erkennen
Zur Erstorientierung existieren Selbsttests; zur diagnostischen Abklärung sollten jedoch fachliche Interviews oder Screenings eingesetzt und die Diagnose nach DSM-5/DSM-5-TR bzw. ICD-11 (Code 6C50) gestellt werden.
- „20 Questions“ (Gamblers Anonymous): niedrigschwelliger Selbstcheck einer Selbsthilfe-Gemeinschaft; kein validiertes Diagnoseinstrument, kann aber als Anstoß dienen.
- PGSI – Problem Gambling Severity Index: international verbreiteter, validierter Screen zur Einstufung der Problematik.
- KFG – Kurzfragebogen zum Glücksspielverhalten (Petry & Baulig, 1995): im deutschsprachigen Raum etabliert; erfasst Schweregrade.
- SOGS – South Oaks Gambling Screen (Lesieur & Blume, 1987): historisch bedeutsam; orientiert sich an älteren DSM-Versionen und wird heute eher ergänzend verwendet.
Hinweis: Ein „positiver“ Selbsttest ersetzt keine Diagnose. Bei Verdacht sollte eine fachliche Einschätzung und – bei Bedarf – eine Beratung oder Therapie erfolgen. Frühzeitige Hilfe verbessert die Prognose deutlich.